Iris B. Sailer

Ich fühle mich so alleine!

Da ist niemand mehr, wenn ich nach Hause komme, da ist niemand mehr, dem ich über mein am Tag Erlebtes berichten kann.
Das sind Aussagen, die ich oft von meinen Klienten höre.
Kennst du das auch?

Ich denke, die zentrale Frage hinter diesen Fragen ist: „Wer bin ich“?
Habe ich mich nur über meinen Partner, die Kinder, den Arbeitsplatz etc. definiert?
Wo bin ich? Was bin ich wert? Wer bin ich?

Wenn wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, kommen wir, so denke ich, der Aussage: „Ich fühle mich so alleine“ am nächsten.
Konnte ich vorher schon alleine sein? Oder musste ich immer Menschen um mich haben?
War ich mir selbst genug oder musste ich immer alles mit anderen teilen?
Wirklich Antworten auf diese Fragen gibt es nicht.

Letztendlich ist es die Frage: „Wie komme ich alleine klar, ohne ständig das Gefühl des Alleineseins zu haben?“
Ein Patentrezept gibt es dafür, glaube ich, nicht, denn wir alle sind unterschiedlich gestrickt.

Aber einiges kann uns doch helfen:

Soziale Kontakte ausbauen/aufbauen
Hobby beginnen oder wieder intensivieren
Gleichgesinnte suchen
Gruppenangebote suchen und besuchen
…..
Ich weiß, dass all dies nicht hilft, wenn man die Abende zu Hause alleine verbringt.
Tagsüber geht es ja meist noch, aber abends….

Für diese Zeiten musst du dir eine neue Routine aufbauen. Was habt Ihr früher gemeinsam gemacht, was ist davon heute noch brauchbar? Welche neuen Dinge kannst du installieren, damit dich die Einsamkeit nicht gefangen nimmt?

Vor allem musst du dir die Frage stellen, bin ich bereit zu dieser Änderung oder ist es momentan noch einfacher, im Alleinsein und dem damit verbundenen: „Ich fühle mich so alleine“ zu verhaften?

Auch das kann gut sein, dann gib dir diese Zeit, versuche aber deinen Fokus auf die Veränderung zu lenken. Dein Leben hat sich durch den Verlust schon komplett verändert und diese Veränderung zieht logischer Weise weitere Veränderungen nach sich.

Vielleicht denkst du jetzt: „Die hat gut reden“. Ja, habe ich, denn ich habe das alles auch schon erlebt.

Manchmal sind es auch nur kleine Änderungen, die große Gefühle nach sich ziehen.
Vielleicht kannst du anfangen zu schreiben oder Handarbeiten machen. Vielleicht beginnst du endlich das Modellauto zu bauen, das du schon seit Jahren machen willst. Vielleicht findest du auch in deiner Nähe ein Projekt, das du strickenderweise von zu Hause unterstützen kannst. Suche dir eine Community wie z.B. Happiness House, wo du dich mit Gleichgesinnten zusammentun kannst.

Gegen das Alleinesein kannst nur du selbst etwas unternehmen. Nur du kannst dich aus diesem Kreislauf herausholen.

Vielleicht hilft dir auch dieses Bild:
Mit dem Alleinesein ist es wie mit einem Labyrinth. Du gehst hinein, kommst immer wieder an Biegungen und Wendungen, an denen du denkst, da warst du schon. Und du denkst, du kommst nie zur Mitte hin. Und dann, irgendwann, bist du doch in der Mitte. Dort kannst du solange verharren, wie du willst. Wenn du dann wieder Mut und Kraft gesammelt hast, dann mach dich auf den Weg nach draußen, es kommen wieder viele Biegungen und Wendungen, doch jetzt kennst du das schon und du weißt, irgendwann bist du draußen und kannst mit deinem Leben weitermachen, wenn du dazu bereit bist.

Sei mutig, gehe den Schritt hin zu Mitte, dorthin, wo du dich wieder spürst, wo du merkst, dass du wieder du selbst bist und dich nicht mehr durch denjenigen definierst, um den du trauerst.

Und dann mach dich auf nach draußen und erobere deine Welt.

Iris Sailer

Über die Autorin

Ich bin unter anderem ausgebildeter Raindrop Practitioner, MindFlow Expert und Trainer, Stressmanagementtrainerin, Coach, Systemische Beraterin und Trauerpädagogin.
Für mich steht der Mensch im Vordergrund mit all seinen Facetten.
Für meine Klienten bin ich eine Ansprechpartnerin auf Augenhöhe und unterstütze bei körperlichen, geistigen und seelischen Themen, dabei bestimmen meine Klienten das Tempo.
Nichts muss, alles darf.