Was kann in der Trauer tröstlich sein?
Was ist Trost?
Wie kann man dieses Wort definieren?
Laut Wikipedia wird Trost wie folgt beschrieben:
„Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden.“
Fakt ist, dass für jeden Menschen etwas anderes tröstlich sein kann. Für den einen ist eine Umarmung unendlich wichtig, für den anderen ist es wichtig, einen Gesprächspartner zu haben oder sich gar ganz in sich selbst zurückzuziehen.
Wichtig ist bei allem, sich selbst zu fragen, was brauche ich, was tut mir gut? Diese Frage muss immer wieder neu überdacht werden, denn im einen Moment kann mir das eine, im anderen Moment wieder das andere guttun.
Hier ist es auch als Außenstehender notwendig, mit dem nötigen Fingerspitzengefühl immer wieder nachzufragen. Demjenigen, der Trost braucht, zu signalisieren, ich bin da, wenn du mich brauchst, ich möchte dir aber durch meine ständige Fragerei nicht auf den Geist gehen.
Der nächste Schritt ist dann, dass wir unseren Mitmenschen kommunizieren, was uns guttun könnte.
Oftmals gehen unsere Mitmenschen davon aus, dass uns das Gleiche guttut wie ihnen. Also, dass wir z.B. genauso gerne nach draußen zum Shoppen gehen, um im Trubel etwas Vergessenheit zu erfahren.
Für uns ist das aber der total falsche Weg, wir sind z.B. lieber in der Stille und würden uns bei einer Tasse Tee auf der Couch wohler fühlen.
Also ist es wichtig, genau in sich hinein zu hören, was ist für mich gut.
Als Trauernder darf ich nicht davon ausgehen, dass alle um mich herum mich verstehen oder gar wissen, wie es in mir aussieht.
Dabei gibt es kein richtig oder falsch, das darf man oder das darf man nicht.
Wenn ich in Trauer bin, habe ich letztendlich jegliche Freiheiten und man sieht mir vieles nach.
Ich selbst war bei meinen ersten Trauerfällen oftmals in den ersten Trauerwochen voll Energie und wollte möglichst schnell alles, was zu erledigen ist, erledigen. Da schafft es kaum jemand, mich zu bremsen. Es war aber sehr wichtig, dass meine Familie ein Auge auf mich hatte, denn ich kannte meine eigenen Grenzen nicht mehr und musste manchmal auch zwangsweise gestoppt werden.
Heute kann ich mit der Trauer viel besser umgehen und in erneuten Trauerfällen auch Trost von anderen zulassen. Lange Zeit dachte ich, dass sich trösten zu lassen eine Schwäche sei.
Heute weiß ich, dass mir der Trost von anderen unendlich viel Kraft gibt und mich stark macht für meinen Trauerweg.
Vielleicht ist es für Sie tröstlich, einen Spaziergang zu machen, sich der Natur nahe zu fühlen.
Oder Sie beginnen zu malen oder etwas zu basteln.
Vielleicht beginnen Sie auch Ihre Erinnerungen in Worten auf Papier zu bannen.
Es kann aber auch sein, dass Sie gerne mit anderen zusammen sein möchten, um der Einsamkeit zu Hause zu entfliehen.
Von mir selbst weiß ich, dass es manchmal ganz schön schwer sein kann, Trost anzunehmen. Sich auf die Nähe einzulassen und nicht alle und alles von sich zu stoßen.
Wenn ich mich jedoch einlasse, Trost annehme, mache ich neue Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich, aber auch neue Erfahrungen mit mir selbst.
Ich darf mich selbst in meiner veränderten Form als Trauernder neu kennenlernen, neu erfahren.
Nach einem Trauerfall (das muss nicht immer der Tod eines lieben Menschen sein) bin ich immer ein anderer. Meine Gedanken, meine Gefühle, meine Einstellungen, mein gesamtes Ich verändern sich mal mehr, mal weniger und immer wieder darf ich auf Entdeckungsreise gehen, um mich neu zu entdecken.
Bleiben Sie neugierig, auf sich und das Leben, das noch so viel zu bieten hat.
Ihre Iris Sailer