Leider ist es in unserer Gesellschaft immer noch so, dass Trauer ein Tabuthema ist und nicht gerne darüber gesprochen wird.
Noch weniger sind wir Menschen dazu bereit, uns professionelle Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen.
Was hindert uns daran, Hilfe von außen anzunehmen?
Prägen uns Sprüche aus der Kindheit wie „ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „man heult nicht in der Öffentlichkeit und Jungen schon gar nicht“ oder „reiß dich zusammen, andere haben es auch überlebt“?
Das mag alles in subjektiv richtig sein. Wo bleiben jedoch die Gefühle, wo bleibt der individuelle Mensch?
Für mich selbst war klar, dass ich es nach dem Tod unserer Tochter nicht schaffen werde, meinem Beruf weiterhin gerecht zu werden, wenn ich es ohne Hilfe versuche.
In der ersten Zeit habe ich wöchentlich und dann in immer längeren Abständen Trauerbegleitung in Anspruch genommen. Es war mir wichtig, meinen Kunden, meiner Familie, aber auch mir gegenüber so ehrlich zu sein, dass ich es nicht alleine schaffe.
Folgende Punkte sind dabei ausschlaggebend, wann Sie sich spätestens Hilfe suchen sollten:
Wenn Sie merken, dass Sie es alleine nicht mehr aushalten, dass Sie der Kummer, die Angst und die Verzweiflung erdrücken und Sie jemanden brauchen,
der Ihnen zuhört und für Sie da ist
der Ihre Gefühle aufnimmt
der mit Ihnen nach Ressourcen schaut
der Sie begleitet
der Ihre Geschichte anhört und akzeptiert und nicht wertet oder einen Ratschlag hat
der mit Ihnen zusammen neue Wege sucht
der Ihnen das Gefühl gibt, nicht verrückt zu werden
usw.
Gemeinsam werden Sie einen Weg suchen, der es Ihnen erlaubt, mit mehr Zuversicht in die Zukunft zu gehen.
Ein wichtiger Bestandteil der Trauerbegleitung ist die Körperarbeit. Hier kann Ihnen gezielt gezeigt werden, wie Sie wieder bzw. verstärkt mit Ihrem Körper und Ihren Gefühlen in Kontakt kommen.
Von mir selbst kenne ich es, dass ich bestimmte Dinge nicht mit meiner Familie besprechen möchte. Seien es Schuldgefühle, Ängste oder Verzweiflung, da weiß ich mich dann aber bei meiner Trauerbegleiterin gut aufgehoben.
Sie zeigt mir, dass eine neutrale Sicht der Dinge es mir erlaubt, aus meinem eingefahrenen Gedanken - Karussell auszusteigen, wieder neuen Mut und vor allem neue Kraft für den nicht wenig anstrengenden Alltag mit all seinen unterschiedlichen Anforderungen zu fassen.
Mir und meinen Gefühlen wieder näherzukommen, mich selbst wieder wahrzunehmen, achtsam mit mir und meinen veränderten Bedürfnissen klarzukommen, dabei hilft mir ein Trauerbegleiter/in.
Ein Trauerbegeleiter/in kann mir die Trauer nicht wegnehmen, er kann dabei helfen, wieder gut im Leben Fuß zu fassen, neue Perspektiven zu erkennen und Mut machen, den neuen Weg auch zu gehen.
Gegen das alleine sein in der Trauer ist noch kein Kraut gewachsen, es gibt jedoch Menschen, die immer wieder neue Ideen haben, wie ich besser damit umgehen kann, wenn ich bereit dazu bin.
Trauerbegleitung bedeutet auch, das Leben, die Trauer wieder selbst in die Hand zu nehmen, sich nicht endlos der Trauer hingeben. Trauerbegleitung bedeutet, ich nehme mein verändertes Leben wieder in meine eigenen Hände. Ich lerne bewusst, mit meinem veränderten Leben umzugehen und neue, teils ungewohnte Wege in Begleitung auszuprobieren.
Macht Trauerbegleitung Sinn? JA
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen den Mut, den Schritt zu gehen und sich professionelle Hilfe zu holen.
Mit den heutigen Medien ist das auch ganz einfach. Per Skype oder im persönlichen Kontakt kann Trauerbegleitung stattfinden.