Das Funkeln in der Dunkelheit

Von Iris B. Sailer  - September 22, 2024

Das Funkeln in der Dunkelheit: Eine Geschichte über den Verlust und die Wiederentdeckung der eigenen Stärke

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Als die Diagnose kam, fühlte sich Anna, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Alles, was sie über sich und ihr Leben wusste, schien auf einmal nicht mehr zu gelten. Sie war immer die Starke gewesen, die, die immer alles im Griff hatte. Doch jetzt, mit der Krankheit, die sie von innen heraus schwächte, war nichts mehr wie zuvor.

Anna saß auf ihrer Couch, den Blick ins Leere gerichtet, während die Worte des Arztes in ihrem Kopf widerhallten. "Sie müssen sich auf gravierende Veränderungen einstellen." Was bedeutete das? Sie fühlte sich nicht nur körperlich eingeschränkt, sondern auch seelisch wie eine Hülle. Die Person, die sie früher war – voller Energie, Tatendrang und Selbstvertrauen – schien auf einmal nicht mehr zu existieren.

In den ersten Wochen nach der Diagnose war Anna wie gelähmt. Sie versuchte, ihren Alltag zu bewältigen, doch alles fiel ihr schwer. Sie war es gewohnt, diejenige zu sein, die anderen hilft, aber jetzt war sie selbst hilflos. Der Blick in den Spiegel zeigte ihr ein fremdes Gesicht – ein Gesicht, das von Müdigkeit und Schmerz gezeichnet war. Es war nicht nur der körperliche Schmerz, der sie belastete, sondern auch das Gefühl, sich selbst zu verlieren.

Anna erinnerte sich daran, wie sie früher immer in schwierigen Zeiten Trost in kleinen Ritualen gefunden hatte. Doch diesmal fühlte sich alles anders an. Kein Ritual, kein alter Trick half ihr, die Kontrolle zurückzugewinnen. Sie war gefangen in einem Strudel aus Wut, Trauer und Verzweiflung.

Doch eines Abends, als sie allein in ihrer Wohnung saß und sich von der Dunkelheit umhüllt fühlte, erinnerte sie sich an einen Satz, den ihre Großmutter ihr oft gesagt hatte: "In der Dunkelheit funkeln die Sterne am hellsten." Dieser Satz hatte ihr früher immer Kraft gegeben, und irgendwie schien er auch jetzt einen Funken Hoffnung in ihr zu entfachen.

Am nächsten Tag beschloss Anna, einen Spaziergang zu machen – etwas, das sie schon lange nicht mehr getan hatte. Der Weg führte sie in einen kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung. Die Bäume hatten ihre Blätter verloren, der Wind wehte kühl, und die Welt schien sich weiterzudrehen, obwohl ihr eigenes Leben stillzustehen schien. Doch während sie durch den Park ging, spürte sie etwas Neues. Es war kein körperlicher Schmerz, der sie aufhielt, sondern eine innere Müdigkeit. Sie war es, die sie lähmte.

Plötzlich sah sie eine Bank am Wegesrand, auf der ein älterer Mann saß. Sein Gesicht war von Falten gezeichnet, aber seine Augen funkelten lebendig. Ohne zu zögern, setzte sich Anna neben ihn. Sie wusste nicht, warum sie es tat, aber es fühlte sich richtig an.

Der Mann drehte sich zu ihr und lächelte sanft. "Du siehst aus, als hättest du den Funken verloren," sagte er leise.

Anna nickte. Sie konnte nicht sprechen, weil ihr die Worte fehlten.

"Ich habe das auch erlebt," fuhr er fort. "Das Gefühl, sich selbst zu verlieren, nicht mehr zu wissen, wer man ist. Aber weißt du was? Man findet sich wieder. Man wird anders, aber das ist nicht unbedingt schlecht."

Anna schaute ihn verwundert an. "Wie hast du das gemacht?"

Der Mann lehnte sich zurück und schaute in den Himmel. "Indem ich akzeptiert habe, dass ich nicht mehr dieselbe Person bin. Ich habe aufgehört, gegen die Veränderung anzukämpfen, und stattdessen gelernt, meine neue Identität zu umarmen. Es ist nicht leicht, aber es ist möglich."

Die Worte des alten Mannes blieben in Annas Kopf hängen, als sie nach Hause ging. "Meine neue Identität umarmen" – was bedeutete das für sie? Am nächsten Tag setzte sie sich an ihren Schreibtisch und nahm ein leeres Notizbuch heraus. Sie begann, ihre Gedanken aufzuschreiben. Die Wut, die Verzweiflung, aber auch die kleinen Funken Hoffnung, die in ihr aufblitzten. Es war ein stiller Prozess, aber ein wichtiger.

Mit jedem Tag, an dem sie schrieb, spürte sie, wie sie sich langsam veränderte. Der Schmerz war noch da, aber er war nicht mehr alles, was sie fühlte. Stattdessen begann sie, kleine Schritte nach vorne zu machen. Sie erkannte, dass sie nicht mehr die alte Anna war, aber das bedeutete nicht, dass sie weniger wert war. Sie musste sich nur selbst neu entdecken.

Ein paar Wochen später traf Anna den alten Mann wieder im Park. Diesmal lächelte sie von sich aus. "Ich glaube, ich beginne zu verstehen, was du gemeint hast," sagte sie, als sie sich neben ihn setzte.

"Es ist ein Prozess," antwortete er. "Aber du machst Fortschritte. Der Weg, den du gehst, ist nicht leicht, aber er führt dich zu deiner eigenen Stärke zurück."

Anna nickte und schaute in den Himmel. Die Wolken hatten sich verzogen, und die Sonne brach durch. Es war nicht der Anfang, den sie sich gewünscht hatte, aber es war ein Neubeginn. Und das war mehr, als sie erwartet hatte.

Wie du deinen eigenen Funken wiederfinden kannst

Die Geschichte von Anna zeigt uns, dass der Verlust der eigenen Identität durch gesundheitliche Krisen tiefgreifend sein kann. Es ist nicht nur der körperliche Schmerz, der uns belastet, sondern auch das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu erkennen. Doch wie Anna erfahren hat, ist es möglich, einen neuen Weg zu finden.

Wenn du dich selbst in dieser Geschichte wiedererkennst, weißt du, dass es keinen schnellen oder einfachen Weg gibt, um durch diese Zeit zu kommen. Aber es gibt Wege, wie du deinen eigenen Funken wiederfinden kannst. Es geht darum, dir selbst die Zeit zu geben, die du brauchst, um deine neue Realität zu akzeptieren und eine neue, kraftvolle Identität aufzubauen.

Vielleicht ist es auch an der Zeit, dich mit den richtigen Werkzeugen und Methoden zu unterstützen, um diese Reise nicht allein anzutreten. So wie Anna sich auf den Weg gemacht hat, kannst auch du den ersten Schritt gehen.

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